Heute vor genau einem Jahr habe ich meinen Job gekündigt.

Nach 7 Jahren war der Punkt gekommen, an dem ich nicht mehr konnte und auch nicht mehr wollte.

Ich wollte nicht mehr in diesem Umfeld von Unsicherheit, Misstrauen, Machtspielen und Psycho-Stress arbeiten. Nicht mehr mein Herzblut für etwas geben, was nicht echt und ehrlich war.

Es waren gute und schöne Jahre. Ich konnte viel lernen und hatte viel erreicht, aber das alles hatte keine Bedeutung. Ich wollte mehr, ich wollte anders, ich wollte einfach weg.

Sales-Leute werden ja immer gebraucht, habe ich mir gedacht. Also nichts einfacher, als einen neuen Job zu finden. Tja, so kann man sich täuschen! Schon beim Lesen der Stelleninserate fühlte ich mich gelangweilt und abgestossen. Überall nur Sales-Jobs, die nach 0815 KPIs gemessen werden, in denen nur Zahlen wichtig sind und nicht der Mensch, der Kunde, der für mich ins Zentrum gehört. „Verkaufen ist die Kunst, die Kunden so geschickt über den Tisch zu ziehen, dass sie die Reibungshitze für Nestwärme halten.“ Ungefähr so fühlte sich das an und das wollte ich auf keinen Fall.

Bei Startups fühlte ich mich wohl. Flache Hierarchien, viel Eigenverantwortung, die Möglichkeit zu experimentieren, gemeinsam zu wachsen, auszuprobieren. Problem: Sie haben kein Geld und für den Lohn eines Studentenjobs konnte ich beim besten Willen nicht arbeiten.

Schwierig! Arbeitskultur vor Geld schön und gut, aber ich muss ja irgendwie meine Rechnungen bezahlen. Zwei Monate später (beim offiziellen Austritt) war ich also immer noch genau gleich weit wie am 20. Mai. Nämlich nirgends. Nun denn, nicht verzagen, es bleibt ja noch das RAV (Das Arbeitslosenamt für die Nicht-Schweizer Leser).

Soweit ist es glücklicherweise nicht gekommen und die restliche Geschichte kennt ihr.

Ich habe mich im August 2019 selbständig gemacht und unterstütze Kleinunternehmen und Startups im Verkauf, auf strategischer Ebene und als Beraterin für die operative Umsetzung. Seit Februar 2020 wurde aus einem anfänglichen Mandat bei Videodesign.ch eine Teilzeitstelle, so dass ich nicht aus der Übung komme und dem operativen Key Account Management nach wie vor treu bleiben kann.

Worauf ich hier aber eigentlich hinaus will, sind die Dinge die ich gelernt habe in den letzten 12 Monaten. Dafür musste ich mich erst nochmals in die Situation von Mai 2019 versetzen, um dieses Gefühl nochmals zu erleben. Eine etwas lange Einleitung, ich weiss, aber was muss, das muss.

Hier meine Key-Learnings aus den letzten 12 Monaten:

Learning 1: Übereinstimmende Werte sind ein Booster

Man darf nicht von sich selbst auf andere schliessen. Nur weil mir Werte wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Offenheit, Wertschätzung und Respekt wichtig sind, heisst das noch lange nicht, dass sie anderen ebenso wichtig sind. Ich habe gelernt, dass ich von anderen nicht zwingend das erwarten kann, was sie von mir erhalten. Ich kann aber entscheiden, mit welchen Leuten ich mich umgebe und ich möchte nur mit Menschen arbeiten, deren Werte mit meinen übereinstimmen. Das gibt nämlich doppelt Power!

Learning 2: Wer neue Wege gehen will, muss alte Pfade verlassen

Die Komfortzone wird völlig überbewertet. Es herrscht Stillstand darin und eigentlich passiert nichts. Eine Weile ist das angenehm, aber wer sich weiterentwickeln will, wer über sich hinauswachsen will, muss die Komfortzone verlassen. So einfach ist das. Jeden Tag etwas neues Lernen, eine Premiere feiern, egal wie klein, aber Stillstand ist keine Option.

Learning 3: Tägliche Routine führt langfristig zum Erfolg

Routine hört sich langweilig an, aber Routine ist schlussendlich nichts anderes als einen Arbeitsschritt mit endlosen Wiederholungen zur Perfektion geführt. Das heisst, je öfter ich etwas tue und dies regelmässig, umso besser werde ich. Das ist schlussendlich mit allem im Leben so. Keiner kann alles direkt einfach so. Ich habe gelernt, dass meine tägliche Routine auf LinkedIn durchaus zum Erfolg führt und es sich gelohnt hat, jeden Tag dranzubleiben.

Learning 4: Sichtbarkeit ist unabdingbar

Dazu habe ich einen ganzen Blog geschrieben, darum hier nur die Essenz:

Alles im Leben kostet etwas. Entweder Geld oder Zeit. Da ich kein Geld für teure Marketingmassnahmen habe, bleibt mir nichts anderes übrig, als entsprechend Zeit in meinen Personal Brand zu investieren und so an Kontakte, Leads und Aufträge zu kommen. Es funktioniert, aber du musst ins Licht treten und darin bleiben.

Learning 5: Sei dankbar

Ich bin dankbar für die Menschen, die mich umgeben, mich motivieren, unterstützen und da sind, wenn es mal nicht so super läuft. Ich bin dankbar für das Vertrauen, das ich von meinen Auftraggebern erhalte. Ich bin dankbar, dass ich diese «Krise» gut überstanden habe und mehr Chancen als Schwierigkeiten gesehen habe. Ich bin dankbar, dass ich das machen kann, wofür ich brenne!

Learning 6: Geben ist wertvoller als Nehmen

Klingt abgedroschen, ist aber so. Es ist mein Naturell anderen zu helfen, für sie da zu sein. Ich erwarte nichts zurück, ich bin glücklich, wenn ich andere unterstützen kann. Sei es mit Wissen, mit Erfahrung oder einfach mit einem Tipp. Sharing is caring und ich bin überzeugt davon, dass es sich hierbei um einen gutartigen Virus handelt, der hoffentlich die ganze Welt ansteckt.

Learning 7: Ein starkes Netzwerk ist unbezahlbar

So vieles wäre in den letzten 12 Monaten nicht möglich gewesen ohne die Menschen in meinem Netzwerk. Egal ob online oder offline, ob seit Jahren befreundet oder erst seit kurzem bekannt. Gemeinsam kann man so viel mehr erreichen als alleine. Ich durfte mein erstes Online-Barcamp erleben und auch gleich eine Session hosten. Wie grossartig ist das denn? Das verdanke ich einzig und allein den Menschen, die mich tagtäglich begleiten und unterstützen.

Learning 8: Du allein entscheidest wohin die Reise geht

Ich musste lernen, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Auch wenn es nicht alle verstehen, muss ich das tun, was ich für mich als richtig empfinde. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig ausser mir selbst. Natürlich habe ich Menschen um mich, an die ich mich wenden kann, dir mir mit Rat und Tat zur Seite stehen aber am Ende des Tages, muss ich entscheiden. So langsam wachse ich in diese Rolle und sie gefällt mir.

Learning 9: Was du ausstrahlst ziehst du an

Noch vor 12 Monaten war ich frustriert, gestresst, aggressiv und habe den ganzen Tag geflucht und mich über alles aufgeregt. Wer mich erst seit ein paar Monaten kennt, der fragt sich vielleicht, wie das sein kann und wer mich damals erlebt hat, der kann sich nicht vorstellen, dass ich anders sein kann. Ich habe mich selbst wiedergefunden. Und das Beste ist, ich ziehe genau die Sorte Menschen an, die auch so sind. Die machen wollen, die motiviert sind, die volle Power geben und dabei ausgeglichen sind. Es ist einfach nur der Wahnsinn!

Learning 10: Im Vertrauen sein versetzt Berge

Die letzten 12 Monate, vor allem ab August, waren nicht immer einfach. Natürlich hatte ich Zweifel, ob ich das Richtige tue, Angst davor zu scheitern und Panik es finanziell nicht zu schaffen. Aber immer, wenn ich einen solchen Punkt erreicht habe, in dem ich dachte, ich werde von negativen Gefühlen übermannt, konnte ich mich dazu bringen Inne zu halten. In mich hineinzufühlen und mental einen Schritt zurück zu machen. Dann habe ich erkannt, dass ich vertrauen kann. Worauf? Auf mich selbst. Dass ich es soweit geschafft habe, jede Hürde im Leben bisher genommen habe und auch diese nehmen werde. Dieses innere Vertrauen erdet und man kommt in die Ruhe, die man braucht, um den Weg weiterzugehen.

Learning 11: Du kannst mehr als du dir zutraust

Dieses ständige Weiterentwickeln, Neues ausprobieren, aus der Komfortzone ausbrechen hat einen tollen Nebeneffekt. Ich habe nämlich erkannt, dass ich viel mehr kann als ich mir noch vor ein paar Monaten zugetraut habe. «Einfach mal machen» wurde zu einem geflügelten Wort und tatsächlich mache ich das seit letztem Jahr. Einfach mal ausprobieren. Try, fail, learn, repeat. Immer und immer wieder. Es gibt eigentlich gar nichts, was ich nicht kann. Also gut, ich kann kein Mandarin, aber ich meine Dinge, die ich im Business brauche, die mich weiterbringen. Die einzigen Grenzen, die es gibt, sind diejenigen die wir uns selbst setzen.

Learning 12: Kenne deine Werte und lebe sie

Das Thema «Werte» begleitet mich seit 12 Monaten sehr stark. Ich habe mich mit mir auseinandergesetzt, für mich festgelegt, was mir wichtig ist. Im Leben, im Business, im Umgang mit anderen, im Umgang mit mir selbst. Früher habe ich mir darüber nie Gedanken gemacht. Aber ich merke es ist so viel einfacher, wenn man sie benennen kann. Werte geben meinem Tun einen Wert.

Was hast du gelernt in den letzten Tagen, Wochen, Monaten?

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