2019 war ein verrücktes, trauriges, frohes, erfolgreiches, abenteuerliches, lehrreiches und spannendes Jahr!

Kaum ein Jahr habe ich als so intensiv wahrgenommen wie 2019. Gut, es ist auch viel passiert und darum an der Zeit, zurück zu schauen, zu reflektieren, ein Fazit zu ziehen.

Mein 2019 im Überblick, schonungslos und ehrlich, inklusive meines monatlichen Learnings und der jeweils aktuellen Gefühlslage:

Januar 2019

Nach 3 Wochen Weihnachtsferien bin ich top motiviert ins Büro zurückgekehrt. Fest entschlossen, den von unserer ehemaligen CEO eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und die Vision umzusetzen. Dieser Traum wird aber jäh zerstört und ich schlage auf dem harten Boden der Realität auf.

Learning: Mach die Rechnung nie ohne den Wirt.

Gefühl: Erst himmelhochjauchzend und dann zu Tode betrübt. Enttäuschung pur.

Februar 2019

Der Anfang vom Ende. Riesige Enttäuschung an einer Mitarbeiterveranstaltung. Wieder einmal wurde ein Versprechen nicht eingehalten, wieder bin ich auf leere Worthülsen reingefallen. Ich kann nicht anders, meine ganze Wut und Frustration entlädt sich explosionsartig. Ich habe mich nicht mehr gespürt und es war mir unmöglich, mich zu zügeln. Es war wie eine Naturgewalt, die aus mir herausgebrochen ist. Es musste raus, alles was sich in den letzten Monaten angestaut hatte, musste einfach raus. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen entschuldigen, die ich vor den Kopf gestossen habe. Es hatte trotz aller Tragik eine reinigende Wirkung. Dieser Moment brachte erstmals die Erkenntnis zu Tage, dass meine Zeit in dieser Firma endlich ist. Die Frage ist nur, wann dieser Tag sein wird.

Learning: Grundsätzlich unterschiedliche Wertvorstellungen können selten überwunden werden.

Gefühl: Wut und Verzweiflung

März und April 2019

Ich dümple so dahin, werde aber von Tag zu Tag unglücklicher und merke, wie mein inneres Feuer mehr und mehr erlischt. Demotivation macht sich breit und ich fühle mich orientierungs- und haltlos. Einziger Lichtblick im März ist mein Geburtstag, den ich mit meinem Liebsten in einem wunderschönen Hotel im Südtirol verbringe. Die Erholung und Entspannung bleibt aber leider nicht lange erhalten.

Learning: Ich kann und will so nicht arbeiten. Um Höchstleistungen zu erbringen brauche ich Motivation, nicht Drama.

Gefühl: Gleichgültigkeit und innerlich leer

Mai 2019

Nach zahllosen weiteren Enttäuschungen und einem kompletten inneren Stillstand, kündige ich meinen Job. Es ist traurig und erleichternd zugleich. Einerseits fühle ich mich, als ob mir ein tonnenschwerer Stein vom Herzen fällt, andererseits so, als ob ich meine Kollegen im Stich lasse. Ein Gefühlschaos sondergleichen.

Learning: Jeder ist sich selbst am nächsten. Wenn die letzte Grenze überschritten ist, muss man Konsequenzen ziehen.

Gefühl: Trauer und Erleichterung

Juni bis Mitte Juli 2019

Die Bewerbungen laufen etwas schleppend. Es hat wenige Inserate, die mich wirklich ansprechen, von denen ich mir verspreche in einem modernen, kundenzentrierten und wertschätzenden Unternehmen zu landen. Das ist mir aber wichtig. Vom Regen in die Traufe möchte ich nicht geraten. Meistens hört es sich nach 0815 Sales-Job (Klinkenputzer) an. Einzige KPIs sind Umsatz und Anzahl Termine. Der Kunde und der Beziehungsaufbau scheinen nicht zu interessieren. Schade. Bei Kleinunternehmen und Startups fühle ich mich zwar wohl, schlussendlich scheitert es aber daran, dass sie mich nicht bezahlen können. Selbst wenn ich mich meinen Lohnvorstellungen massiv entgegenkomme, reicht es nicht. Nun gut, was tun? Bleibt ja immer noch das RAV, wenn ich nichts finden sollte.

Am 12. Juli habe ich meinen letzten Arbeitstag. Er ist geprägt von Vorfreude, Trauer, Unsicherheit und Erleichterung. Vorfreude auf das was kommt. Trauer um meine lieben Arbeitskollegen, die im Laufe der Jahre zu meiner Familie wurden. Unsicherheit, da ich bis zu diesem Tag keinen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben habe. Erleichterung darüber, dass ich tatsächlich das letzte Mal dort als Angestellte rauslaufe und ein neues Leben vor mir habe. Wie auch immer das aussehen mag. Aber jetzt erst mal abschalten, runterfahren, verarbeiten und Kraft schöpfen für den neuen Lebensabschnitt.

Learning: Jeder Abschied tut weh, aber wo sich eine Türe schliesst, wird sich eine andere Türe öffnen. Vertrauen in sich selbst haben und Ruhe bewahren.

Gefühl: Hoffnungsvoll und erschöpft

Mitte bis Ende Juli 2019

Es geht jetzt alles ziemlich zügig. Unabhängig voneinander führe ich mit drei verschiedenen Leuten das praktisch identische Gespräch. Nämlich darüber, dass es für ein Startup bzw. ein Kleinunternehmen super wäre, wenn es einen Sales gäbe, den man punktuell einsetzen kann. So wie ein Microservice in der IT. So viel man braucht, so lange man es braucht und entsprechend auch nur so bezahlt. Gerade wenn ein Unternehmen eine kritische Grösse erreicht und den Sales eigentlich organisiert und strukturiert angehen müsste, kann man sich aber einen 100% Sales nicht leisten. Und selbst wenn man ihn sich leisten könnte, wird es wohl schwierig die ganzen neuen Aufträge qualitativ hochstehend umzusetzen, weil es mit ziemlicher Sicherheit mehr sind, als man eigentlich stemmen kann. Ein Dilemma also. Aber für jedes Problem gibt es eine Lösung. Die Idee zu Sales as a Service ist geboren.

Ich fange an, mich ernsthaft mit der Vorstellung auseinanderzusetzen, mich selbständig zu machen. Ich wühle mich durchs Internet und recherchiere, was ich dazu alles brauche. Einzelfirma oder GmbH, wie viel Kapital, was muss man alles eintragen, registrieren, welche Versicherungen braucht es, was will ich überhaupt anbieten, wie finde ich Kunden, wie kann ich mich positionieren und so weiter und so fort.

In der letzten Juli-Woche ergibt sich mein erstes Mandat. Videodesign.ch GmbH sagt mir zu, mich als Freelancerin unter Vertrag zu nehmen. Das Grundeinkommen ist somit gesichert und ich entscheide definitiv, mich selbständig zu machen. Das Abenteuer beginnt!

Learning: Das Leben beginnt ausserhalb der Komfortzone. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Gefühl: Irgendwas zwischen Euphorie und Panik

August 2019

Der Monat startet mit einem Knaller. Auf LinkedIn poste ich einen Beitrag, in dem ich erkläre, dass ich mich neu selbständig mache und erkenne das erste Mal so richtig, wie mächtig diese Plattform ist. Knapp 9000 Leute sehen sich diesen Post an und unzählige haben mir gratuliert, mir Mut gemacht und sich für mich gefreut. Das war eine riesige Motivationsspritze und die klare Entscheidung, LinkeIn als «meine» Plattform für Social Selling und Visibilität zu nutzen.

Dann wird es ernst. Nach einem ersten Gespräch bei Startups.ch weiss ich was zu tun ist und gebe denen auch gleich den Auftrag mein Einzelunternehmen einzutragen. Das erste Mal in meinem Leben muss ich meine Unterschrift auf dem Notariat beglaubigen lassen. Ich eröffne ein neues Bankkonto, kümmere mich um die Versicherungen, die Altersvorsorge, entscheide, was mit meinem Pensionskassengeld passiert, registriere meinen Claim (building bridges – connecting people), reserviere die Domain für meine Webseite, erstelle einen O365 Account inkl. Mailadresse, kaufe einen Laptop und gebe das Logo-Design in Auftrag.

Meine Güte, man muss aber auch an einiges denken, wenn man sich selbständig macht! Gut, da mögen jetzt manche sagen, ich übertreibe es ein wenig. Nur weil ich ein Mandat habe, muss ich ja noch nicht direkt alles eintragen, anmelden, kaufen, aufschalten, usw. Aber so bin ich nun mal: Entweder mach ich es richtig oder ich lasse es bleiben. All in oder gar nichts.

LinkedIn wird zu meiner täglichen Routine. Ich poste, like, kommentiere, baue so langsam, langsam mein Netzwerk auf und tausche mich mit anderen aktiv aus. Zudem schreibe ich meinen ersten Blog.

Es finden auch erste Gespräche mit potenziellen Auftraggebern statt. Ich bin topmotiviert und auch wenn aus den Gesprächen nichts weiter wird, so lasse ich mich nicht unterkriegen.

Ende August geht es dann auch tatsächlich los mit meinem Mandat für Videodesign.

Learning: Es gibt viel zu tun und ich habe noch einen langen Weg vor mir, aber anpacken und einen Schritt nach dem anderen meistern, das ist die Devise.

Gefühl: top motiviert und bereit die Weltherrschaft zu übernehmen (nein, natürlich nicht, aber ihr wisst was ich meine)

September 2019

Der September stand ganz im Zeichen von Networking, Networking, Networking. Ich habe mich mit ganz vielen Menschen getroffen, diverse Veranstaltungen besucht und mein Netzwerk weiter auf- und meine Sichtbarkeit und Bekanntheit ausgebaut. Die ersten Termine für Videodesign wahrgenommen und mich mit dem Thema Erklärvideo auseinandergesetzt. Jeden Tag etwas dazu gelernt. Es ergibt sich ein weiteres Mandat und ich bekomme erste Vorschläge für mein Logo zugesendet. Whoop, whoop! Mein eigenes Logo!

Learning: Bekanntheit erlangen und Sichtbarkeit erreichen, ist Knochenarbeit. Aber LinkedIn ist für mich die beste Plattform dafür.

Gefühl: Nach wie vor top motiviert, allerdings kommen erste Ängste auf.

Oktober 2019

Es geht weiter mit dem Besuch von Messen, Events und Workshops. Ich lerne so viele Leute kennen und treffe so viele spannende Menschen, das ist einfach wunderschön. Das Highlight in diesem Monat ist definitiv meine Webseite die endlich live geht. Ein wirklich grossartiges Gefühl! Und die vielen positiven Reaktionen, die machen es noch grossartiger! Es ist jetzt sicher nicht die beste, schönste, informativste oder modernste Webseite, die jemals aufgeschaltet wurde, aber es ist meine erste eigene Webseite und darum bin ich stolz wie Bolle! Trotz allem Schönen, stellt sich so langsam ein wenig Existenzangst ein. Mein Erspartes wird immer weniger und es sieht nicht so aus, als fände ich so schnell eine sprudelnde Geldquelle. Zudem zeigt sich gegen Ende Monat, dass mein zweites Mandat doch nicht so wirklich das ist, was ich mir selbst erhofft hatte. Mein Herz ist nicht dabei und ich fühle mich zunehmend unwohl damit.

Learning: Ich muss meinen Mindset ändern, muss noch aktiver nach Aufträgen suchen, mich besser positionieren.

Gefühl: Unsicher mit einer Spur Existenzangst

November 2019

Der Monat startet etwas betrübt, denn ich löse das zweite Mandat auf. Herz vor Portemonnaie lautet das Motto und ich komme zur Erkenntnis, dass ich als Unternehmerin selbst entscheide, was ich mache und mit wem ich arbeite. Ich möchte mich gut fühlen und mit Menschen arbeiten, die mir ein gutes Gefühl geben. Dieses Aha-Erlebnis und das dazu stehen, gibt mir neuen Schwung und Motivation. Ich komme in eine positive Energie und die Gelassenheit, die ich auf einmal spüre, das Vertrauen in mich selbst, dass alles gut kommt, dass ich es schaffe, strahlt offenbar auch gegen aussen. Ich ziehe genau die richtigen Leute an. Diejenigen, deren Werte sich mit meinen decken, die genauso ticken wie ich. Ich treffe mich mit Alexandra Lang und wir sind sofort auf einer Wellenlänge. Noch am gleichen Tag beschliessen wir, die Synergien zu nutzen und vermehrt als Doppelpack aufzutreten. Jede von uns hat ihre Stärken und gemeinsam können wir noch so viel mehr erreichen. Es ist ein tolles Gefühl einen Sparring-Partner zu haben. Jemand, der im gleichen Bereich tätig ist, mit dem man sich austauschen, challengen kann. Für nächstes Jahr haben wir noch einiges vor zusammen und ich bin überzeugt wir werden gemeinsame Erfolge feiern. Ich werde tatsächlich kontaktiert aufgrund meines LinkedIn Profils, der Werte, die ich auf meiner Webseite stehen habe und komme so zu wertvollen neuen Kontakten, die vielleicht in einer Zusammenarbeit enden. Ich werde langsam sichtbar, man nimmt mich wahr draussen und das ist ein wundervolles Gefühl. Ich habe es geschafft, aus der Masse rauszustechen und erst noch meine Message klar zu formulieren. So, dass ich genau die Menschen anziehe, mit denen es Freude macht zu arbeiten.

Learning: Ich bin Unternehmerin und ich bin die Einzige, der ich es recht machen muss. Und noch viel wichtiger: Good things happen, when you believe in them!

Gefühl: Dankbar wie weit ich in dieser kurzen Zeit gekommen bin und entschlossen weiter meinen Weg zu gehen. Glücklich darüber, wie sich alles irgendwie zum Guten wendet.

Dezember 2019

Der letzte Monat im Jahr, wo ist die Zeit hin? Ich starte schwungvoll, denn diese positive Aura und Energie trägt mich wie eine Wolke und zieht weiterhin genau die richtigen Kontakte und Menschen an. Ich ebne mir den Weg, um im Jahr 2020 Vollgas zu geben. Es bahnt sich ein grosses Projekt mit einer wundervollen internationalen Crew im Tessin an. Ein recht spontaner Tagesworkshop hat zu einem Auftrag für Anfang nächstes Jahr geführt. Termine für mögliche Kooperationen und/oder Mandate wurden für Januar gefixt.

Immer raus aus der Komfortzone heisst das Motto, es bleibt auch im Dezember nicht ohne Premieren. Ich durfte bei der Podcast-Reihe «Voice of a Sale» von Baschi Sale mitmachen. Die positiven Feedbacks und dass ich von mir unbekannten Menschen auf Events darauf angesprochen werde, ist einfach nur wundervoll. Ich bin immer wieder überwältigt, welche Strahlkraft solche Aktionen haben. Dasselbe gilt für das erste Video, welches ich in der DACH TV-Gruppe veröffentlicht habe. Das ist ein Format, mit dem ich mich noch nicht ganz so wohl fühle, aber da muss ich durch. Üben, lernen, verbessern und Spass haben, das ist die Devise!

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Was bleibt, ist inne zu halten, zu reflektieren und dankbar zu sein, für das, was ich alles erreicht habe. Ich werde mir immer mehr bewusst, dass dies nicht selbstverständlich ist. Dass ich hier ein Tempo draufhabe, bei dem die wenigsten mithalten können. In knapp 5 Monaten schon so weit gekommen, so viel gelernt, eine Sichtbarkeit erreicht, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Und allen voran so viele Menschen, die mich unterstützen, die mir moralischen Beistand leisten, die mir Mut geben und einfach da sind, wenn ich eine Schulter zum Ausweinen brauche. Ein herzliches Dankeschön an euch!

Learning: Umgib dich mit den richtigen Menschen und bleib deinen Werten treu.

Gefühl: Dankbarkeit und Stolz

Meine Key Learnings über das ganze Jahr gesehen:

  • Bleib dir immer selbst treu, denn nur du bist dir selbst Rechenschaft schuldig
  • Vertraue dir selbst, denn du bist stärker als du denkst
  • Umgib dich mit Menschen, die dir gut tun
  • Positive Energie zieht noch mehr positive Energie an
  • Wer wagt, gewinnt
  • Das Leben beginnt ausserhalb der Komfortzone

«Whatever with the past has gone, the best is always yet to come»

  Ich bin überzeugt, 2020 wird ein fantastisches Jahr!
Vielen Dank an alle, die sich mit mir auf die Reise begeben!

Noch keine Anworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert